Tripolis

Reisebericht aus dem Sanella-Album Afrika

=========================================

Seite 12

MEIN ZIEL: TRIPOLIS

In Algier angekommen, verabschiedete ich mich von Tom, der mir ein guter Boß war. Er gab mir einen Korb mit Fleisch, Nüssen und Datteln, dazu noch ein Paar neue Schuhe und etwas Geld. Von meinem Plan, nach Tripolis zu trampen, hatte ich ihm nichts gesagt. Bestimmt hätte er mir geholfen. Aber ich wollte allein durchkommen. Auf der Karte war eine Eisenbahnlinie eingezeichnet, die direkt von Algier nach Tunis und von dort zur libyschen Grenze führte. Von hier aber waren es nur noch etwa einhundert Kilometer bis zur Anschlußeisenbahnlinie nach Tripolis. Ich faßte den Plan, als blinder Passagier nach Tripolis zu fahren. Und das war leichter als ich es mir vorgestellt hatte. Während des Nachmittags sah ich mir den Bahnhof in Algier etwas genauer an. Da stand ein Güterzug, von dem ich durch einen glücklichen Zufall erfuhr, daß er nachts in Richtung Tunis abfahren sollte. Zwischen zwei Güterwagen legte ich meinen Burnus auf einen Puffer und verstaute meinen Korb mit Lebensmitteln. Im Schutze der Nacht konnte mich so schnell niemand entdecken, da der Bahnhof nicht erleuchtet war.

-

Aber ganz wohl war mir dabei doch nicht. Einige Bahnarbeiter gingen oft so nahe an mir vorüber, daß ich deutlich ihre Stimmen hörte. Ich preßte mich dann dicht an die Stirnwand des Güterwagens, daß mir der Atem stockte. Endlich ertönte der Pfiff der Lokomotive, und der Zug setzte sich in Bewegung. Weit über tausend Kilometer lagen vor mir, aber ich war voller Hoffnung, mein Schiff in Tripolis noch zu erreichen. Die Fahrt ging nun von Algier über Constantine nach Tunis, mal durch felsige Schluchten, mal auf dem Hochplateau, mal durch grünendes Weideland, auf dem Ziegenherden grasten. Als wir kurz vor Tunis auf freier Strecke hielten, setzte ich mich in ein Bremserhäuschen des Güterzuges. Da war ich vorerst sicher aufgehoben. Am Tage hätte man mich sehr leicht zwischen den Waggons erblicken können. So kam ich ungeschoren nach Gabes in Tunesien, nahe der libyschen Grenze. Hier war Endstation. Ich mußte mich beeilen, vom Bahnhofsgelände zu verschwinden. Wenn man mich hier gesehen hätte, wäre ich glatt ins Gefängnis gewandert. Und ich wollte doch unbedingt zu meinem Schiff nach Tripolis.

.

Dorthin führte von Gabes nur eine Karawanenstraße. Diese Straße wurde aber auch von Autos befahren. Der nächste Autotransport ging jedoch erst in einigen Wochen nach Tripolis. Ein Kaufmann, bei dem ich mir eine Hanfschnur für mein Gepäck erstand, sagte mir in englischer Sprache, daß in den nächsten Tagen eine Kamelkarawane nach Tripolis ziehe. Diese bestände vor allem aus vielen jungen Kamelen, wofür der Besitzer noch einige Treiber suche. Ich suchte den Führer der Karawane auf und bewarb mich als Kameltreiber. Zuerst musterte er mich mißtrauisch. Schließlich war er ein Araber und ich ein Weißer. Aber bald waren wir uns einig: ich wurde angestellt! In drei Tagen sollte es losgehen.

 Bildrückseite 8

 Bildrückseite 9

 

 

 

Gabes, nomadisierende Beduinen, Libyen, Tunesien